„Norddeutsche bevorzugen eine andere Art Urlaub“

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„Norddeutsche bevorzugen eine andere Art Urlaub“

Cost & Logis sprach mit ihm über die geschäftliche Entwicklung, Wettbewerber, die Zukunft von Kooperationen, Digitalisierung, den Trend zum Deutschland-Urlaub und den Fachkräftemangel.

Herr Ott, die Kooperation Familotel umfasst derzeit gut 60 Hotels. Wie groß ist das Potenzial, weiter zu wachsen?

Unser Ziel für den deutschsprachigen Raum liegt bei 75 Hotels. Das Potenzial auf dem deutschen Markt ist im Grunde riesig. Wir müssen allerdings anerkennen, dass Norddeutsche eine Art Urlaub bevorzugen, die offenbar nicht mit unserem Angebot überstimmt. Sie favorisieren beim Urlaub im eigenen Land eine Unterkunft in Ferienwohnungen und versorgen sich selbst. Kinderbetreuung und -animation kommt in der Regel nicht an. Deshalb tun wir uns extrem schwer an Orten wie etwa St. Peter Ording oder auf den Inseln in Nord- und Ostsee, wo wir kein einziges Mitgliedshotel haben. Das bedeutet aber nicht, dass wir unsere Bemühungen einstellen, im Norden der Republik zu punkten. 

Als Familotel-Verbund haben Sie kaum Wettbewerber mit einer ähnlichen Struktur. Ist das nicht ein enormer Vorteil?

Wenn wir das aus Anbietersicht betrachten, dann gibt es in der Tat nur die Kooperation Kinderhotels, die mit uns vergleichbar ist. Aus Gästesicht sieht das vollkommen anders aus, da konkurrieren wir mit Unternehmen wie zum Beispiel Center Parcs, TUI und mit den guten Einzelhotels in den jeweiligen Regionen. Unsere Herausforderung liegt darin, dass wir ein sehr junges Publikum haben und die Gäste verlieren, sobald die Kinder älter als zehn Jahre sind. Für diese Kinder sind wir nicht mehr sexy genug. Die wollen Erwachsenen-Urlaub machen und den können wir ihnen so nicht bieten. Das heißt: Wir müssen auf dem jungen Markt bleiben, müssen immer wieder kreativ und innovativ sein.

Im Gegensatz zu Familotel gibt es viele Kooperationen, die schrumpfen. Wie beurteilen Sie die Marktsituation?

Die Generation, die jetzt die Hotels übernimmt, ist technik- und online-affin. Bei Ihnen steht nicht der traditionelle, von Emotion, Solidarität und Gemeinschaftssinn geprägte Kooperationsgedanke im Vordergrund. Ihnen geht es in erster Linie um kaufmännische Ziele, um Mehrwerte, um messbare Ergebnisse. Zum Beispiel in Form von mehr Direktbuchungen, die Provisionen sparen. 

Können Kooperationen das leisten?

Manche ja, manche nicht. Unser Vorteil liegt darin, dass wir sehr genau sagen können, wie viel Umsatz wir welchem Hotel bringen. Neben klassischen Kooperations- erfüllen wir auch Agentur-Aufgaben, übernehmen für Mitglieder das Marketing, besonders im Online-Business. Das ist ein Pluspunkt, den unsere Mitglieder sehr zu schätzen wissen. 

Spielt Ihnen der Trend zum Deutschland-Urlaub in die Karten?

Schon, aber nicht so sehr, wie dem touristischen Markt insgesamt. Weil wir mit unseren Hotels ja hierzulande ohnehin stark vertreten sind. 

Eher nachteilig sein dürften die im Zuge der Digitalisierung zunehmend besseren Chancen zur Eigenvermarktung, die einzelne Hotels haben. Ist das eine Gefahr für Kooperationen?

Ja. Aber eines darf man dabei nicht außer Acht lassen: Es geht nicht nur um die richtige Strategie und das notwendige Know-how, sondern auch um die Zeit, das passende Online-Konzept umzusetzen. Und die ist besonders im Zuge des Fachkräftemangels häufig nicht vorhanden. Wir sind ein Partner, der seine Mitglieder in Sachen Online-Marketing nicht nur berät – wir übernehmen das Thema auch komplett für die Betriebe, setzen also auch um. 

Sie haben den Mangel an Fachkräften angesprochen. Inwieweit ist Familotel davon betroffen?

Grundsätzlich sind wir betroffen wie der Rest des Marktes auch. Wenn etwa ein geplanter Center Parc im Allgäu an den Start geht und dafür rund 600 Mitarbeiter in einer Region benötigt, in der es keine Mitarbeiter gibt, dann müssen die Angestellten aus den bestehenden Betrieben der Region kommen. Und davon sind dann auch unsere Hotels betroffen. Wir haben allerdings den Vorteil, dass unser F&B-Konzept bessere Arbeitszeiten ermöglicht: In den Familotel-Betrieben geben die Kinder den Tagesablauf vor, was etwa zur Folge hat, dass sehr früh zu Abend gegessen wird. Köche und Kellner haben deshalb deutlich eher frei als ihre Berufskollegen in anderen Häusern. Dank unseres All-Inclusive-Ansatzes lässt sich das F&B-Geschäft besser planen. Wir wissen sehr genau, wann wie viele Gäste zum Mittag- und Abendessen erscheinen. Das verschafft uns bei den Beschäftigten erheblichen Kredit.  

Das Jahr 2018 ist abgeschlossen. Wie ist es für Familotel gelaufen?

Es war ein gutes Jahr mit deutlichen Steigerungen gegenüber 2017 und ein Jahr, das uns an die Grenzen der Kapazität herangeführt hat.