Von Zeit, Not und Preisen

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Von Zeit, Not und Preisen

Diese Pandemie, Covid-19 und seine wirtschaftlichen Auswirkungen, hat sich nicht vorhersagen lassen. Und es lässt sich auch nicht vorhersagen, wie schlimm es wird oder wie lange es noch dauert. Irgendwann aber wird es weitergehen. Nur wie und für wen, das ist noch offen. Denn Markt und Teilnehmer werden sich bis dahin verändert haben. Wenn es ein Rezept für solche Krisen gibt, dann jenes, welches in den Ohren Vieler gewiss schon etwas Staub angesetzt hat: Spare in der Zeit, dann hast Du in der Not!

Lange war die Branche unterwegs auf der Überholspur. Billiges Kapital und immer weiter steigende Übernachtungszahlen haben das Zimmerangebot durch die Decke gehen lassen. Sparen war aber nicht angesagt. Es ist mit Sparen auch nicht der Verzicht auf notwendige Investitionen gemeint, sondern die Schaffung von Rücklagen. Und die kann man nur bilden, wenn a) die vom Gast zu zahlende Rate für eine Übernachtung dies auch hergibt und b) wenn man dieses Geld dann auch zur Seite legt. Aber speziell in Deutschland und zunehmend auch in der Schweiz scheitert(e) es bereits an a). Denn hier gab und gibt es scheinbar den Wettbewerb, mit der eigenen Rate die der Wettbewerber zu unterbieten. Überall sonst in Europa werden deutlich höhere Raten aufgerufen und auch bezahlt, bei oft deutlich weniger Leistung. Hierzulande jedoch werden beziehungsweise wurden selbst 5- Sterne Superior Hotels für unter 300 Euro angeboten, zu einer Zeit, da war Corona nur als Biermarke bekannt, also keinerlei Anlass, um mit seiner Rate in den Keller zu gehen. Davon lassen sich aber weder echte Rücklagen bilden, noch größere Investitionen finanzieren. Woher aber kommt dieses Preisdenken, welches sich wie ein Virus durch die Branche zu fressen scheint? Sind Hotels wirklich so austauschbar, dass allein der Preis entscheidet? Ist es fehlendes Selbstbewusstsein? Sind Belegungszahlen wichtiger als Deckungsbeitrag? Oder will man dem Lebensmitteleinzelhandel nacheifern, wo über Jahrzehnte Aldi, Lidl & Co mit ihren Discountstrategien den Markt umgekrempelt und mit Tiefstpreisen Marktanteile erobert hatten? Gewinner dieses Marktes ist übrigens Edeka, die mit Mut und Leistung auch dem Wert angemessene Preise durchzusetzen wussten.

Wer in guten Zeiten ohne Not auf die Realisierung von Rücklagen verzichtet, weil er seine Leistung zu billig verkauft, hat in einer Krise ein entsprechend größeres Problem. Rückwirkend lässt sich dies nicht mehr ändern. Aber wenn es dann mal wieder weitergeht, sollte intensiv über die eigene Ratengestaltung nachgedacht werden. Vielleicht findet man in der Not auch die Zeit, seinen Mut für einen Neuanfang zu sammeln, denn alles hat seinen Preis. Wer ihn aber nicht fordert, wird ihn auch nie bekommen.