„Wir müssen uns vor niemandem fürchten“

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„Wir müssen uns vor niemandem fürchten“

Cost&Logis-Herausgeber Jens Riemann hat sich mit ihm getroffen und über seine Strategie, die Konkurrenz, Digitalisierung und sein angespanntes Verhältnis zum Deutschen Hotelverband unterhalten. Hier lesen Sie Auszüge aus dem Exklusiv-Interview. Das Interview in voller Länge lesen Sie ausschließlich im Print-Magazin Cost & Logis.

Herr Ragge, Sie veranstalten zum wiederholten Mal das Corporate Travel Forum. Welche Bedeutung hat die Marke HRS Global Hotel Solutions für die Gruppe?
Business Travel macht bei uns mittlerweile 88 Prozent der Wertschöpfung aus. Das bedeutet: 88 Prozent aller Hotelübernachtungen, die über unsere Systeme laufen, hängen mit dem Thema zusammen. 2010 waren es 38 Prozent.

Was hat zu diesem Wandel geführt?
In der heutigen Welt geht es um Differenzierung. Deshalb haben wir uns entschieden, neben dem reinen Suchen und Buchen eine weltweite Service-Infrastruktur für das Thema Business Travel aufzubauen: Bezahlprozesse, Vor-Ort-Dienste, Convenience-Lösungen. Das können wir global und in der Spezialisierung, wie wir sie praktizieren, heute besser als alle anderen auf dem Markt. Konzerne rund um den Globus wie zum Beispiel Apple, Toyota und Siemens vertrauen auf unsere Dienste, weil wir über die gesamte Prozesskette ein Know-how erreicht haben, das es sonst nirgendwo gibt. Und die Prozesslösungen, die wir für die Konzerne entwickeln, kommen auch im Geschäft mit mittelständischen Unternehmen zum Einsatz.

Sie haben im Corporate Travel einen hohen Spezialisierungsgrad erreicht, aber Player wie Booking und Expedia werden Ihnen auch dort das Feld streitig machen. Wie groß ist Ihr Wettbewerbsvorteil und wie lange können Sie ihn verteidigen?
Wir sind es gewohnt, dass uns Wettbewerber kopieren. Aber solange wir unseren Job gut machen, und davon bin ich überzeugt, müssen wir uns vor niemandem fürchten. Das Corporate-Business funktioniert vollkommen anders, ist viel komplexer als das reine Einkaufen von Traffic über Google. Das erhöht die Eintrittsbarriere. Dazu kommt: Günstiger als bei uns werden es die Firmen nirgends bekommen. Wir machen das für die Corporates zum Nulltarif, integrieren Prozesse, schaffen Win-Win-Situationen, wollen lediglich unseren Fair Share von den Hotels. Dafür bieten wir ihnen einen Markt, der an vielen Betrieben bisher vorbeilief.

Ihr Verhältnis zum Deutschen Hotelverband (IHA) ist angespannt. Was muss passieren, um die Situation zu entspannen?
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir feststellen: Die Hotellerie hat ein Strukturproblem. Es gibt viel zu viel Angebot für viel zu wenig Nachfrage. Die Gäste sind nicht bereit, mehr Geld für die Übernachtung zu zahlen. Und die Kosten für Pachten, Personal und Energie steigen. Uns ist in den vergangenen Jahren immer wieder vorgeworfen worden, wir hätten dazu beigetragen, die Preise kaputtzumachen. Dabei haben wir keinen einzigen Preis selber definiert, sondern ein System zur Verfügung gestellt, in das die Hoteliers ihre Preise nach eigenem Dafürhalten einstellen können. Die Branche braucht einen Buhmann, dem sie die Schuld für die Misere zuschieben kann. Die Verbände sollten sich als Interessenvertreter der Industrie lieber auf andere Themen fokussieren. Zum Beispiel darauf, wie sich die Hotellerie fit für die Zukunft machen lässt.